Eine Trennung kann das Leben ganz schön aus den Bahnen werfen, oder? Davon kannst du wahrscheinlich ein Lied singen, wenn du hier gelandet bist. Nicht, dass einfach nur der/die Partner*in weg ist, man vielleicht umziehen und seinen Alltag komplett neu sortieren muss. Du fühlst dich nach einer Trennung einsam und gerade deine Freund:innen, die dich in solch einer Situation auffangen sollten, wissen vielleicht auch nicht so richtig, wie sie mit der Situation umgehen sollen - schließlich sind sie mit dir und auch deinem/deiner Ex-Partner:in befreundet. Und jetzt?
Wenn sich ein Paar trennt, fühlt es sich an, als ob sich das Universum ein kleines Stück verschiebt - von einem Moment auf den anderen ist nichts mehr so, wie es war. Das bedeutet aber auch: Jetzt heißt es erst einmal durchatmen. Denn wo ein Ende ist, ist auch ein Anfang. Und wie sagt Herman Hesse so schön in seinem Gedicht “Stufen”? "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.”
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So viele Menschen stoßen in dieser Phase auf unsere Freizeit- und Freundschaftsplattform und können so wieder Boden unter den Füßen erlangen. Um dir und allen anderen in dieser Zeit etwas unter die Arme zu greifen, haben wir einen Experten befragt.
Dominik Bardeau MSc MSc ist Psychotherapeut in freier Praxis und bei der Psychosozialen Beratungsstelle Linz Land von ProMente Oberösterreich. Außerdem ist er Vortragender/Trainer für den ÖAGG Propädeutikum.
Herr Bardeau, was passiert in der Lebensphase nach einer Trennung mit uns?
Dominik Bardeau: Nach einer Trennung fühlen sich viele Menschen nicht nur emotional erschöpft, sondern auch körperlich belastet. Das Gefühl der Einsamkeit kann zum Beispiel das Stresshormon Cortisol ansteigen lassen, was sich langfristig negativ auf das Immunsystem auswirken kann. Ein ähnliches Gefühl wie körperlicher Schmerz entsteht oft durch den Rückgang der Aktivität im Belohnungssystem des Gehirns. Zudem kann der Verlust wichtiger sozialer Bindungen das Risiko für Schlafprobleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder sogar Depressionen erhöhen. Es geht also nicht nur um das Emotionale, sondern auch um tief in uns verwurzelte biologische Bedürfnisse nach sozialer Nähe.
Psychologisch durchlebt man nach einer Trennung oft verschiedene Phasen: Vom Schock über Wut bis hin zu einer gewissen Akzeptanz und Neuorientierung. Besonders am Anfang kann es schwerfallen, sich selbst wiederzufinden, da die Beziehung oft einen großen Teil des eigenen Selbstbildes ausmachte. Wenn die Trennung besonders schmerzhaft war, wie bei Untreue, kann das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigt werden. Das Gefühl von Einsamkeit und Verwundbarkeit kann dann noch stärker sein.
In dieser Phase ist es wichtig, sich selbst etwas Gutes zu tun und sich die nötige Zeit für Heilung zu nehmen. Sport, Spaziergänge, Meditation oder Yoga können dabei helfen, Körper und Geist zu entspannen und das emotionale Gleichgewicht wiederherzustellen. Ein Tagebuch zu führen ist auch eine gute Methode, um Gedanken zu sortieren und etwas Klarheit zu gewinnen.
Gibt es eine Möglichkeit, Einsamkeit schon abzuwehren, bevor sie gefühlt wird – also quasi Einsamkeits-Vorsorge?
Dominik Bardeau: Ja, es gibt einige Dinge, die man tun kann, um Einsamkeit gar nicht erst entstehen zu lassen. Dazu gehört, regelmäßig soziale Kontakte zu pflegen und sich aktiv am Leben der Gesellschaft zu beteiligen. Besonders hilfreich sind Angebote, die den Austausch und das Kennenlernen von neuen Menschen fördern. Wer es schafft, Einsamkeit als Gelegenheit zu sehen, sich selbst besser kennenzulernen oder neue Interessen zu entwickeln, stärkt seine Resilienz und sein Selbstbewusstsein. Auch der Austausch bei alltäglichen Gesprächen mit Bekannten oder Kollegen kann dazu beitragen, das Gefühl der Verbundenheit zu wahren.
Ein aktiveres soziales Leben, wie regelmäßige Treffen mit Freund:innen oder die Teilnahme an Gruppenaktivitäten, zum Beispiel Kunst- oder Sprachkurse, kann auch helfen, Einsamkeit vorzubeugen. Und heutzutage bieten auch Online-Communities oder spezielle Interessensgruppen die perfekte Gelegenheit, neue Bekanntschaften zu machen.
Wie kann man damit umgehen, wenn der gemeinsame Freundeskreis durch eine Trennung zerrüttet ist oder sich sogar auf eine Seite schlägt?
Dominik Bardeau: Der Verlust eines gemeinsamen Freundeskreises kann sich anfühlen wie ein doppelter Verlust – nicht nur die Beziehung ist beendet, sondern auch der soziale Kreis wird plötzlich kleiner. Das kann zu Gefühlen der Isolation führen. Es ist nicht selten, dass sich Freund:innen nach einer Trennung unbewusst auf eine Seite schlagen, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Aber das bedeutet nicht immer Ablehnung. Eine offene Haltung und das Gespräch mit den Freund:innen können helfen, Missverständnisse auszuräumen und Beziehungen zu stärken.
Es ist hilfreich, die Initiative zu ergreifen und in einem ruhigen Gespräch zu klären, wie die andere Person die Situation wahrnimmt. Das Gespräch sollte respektvoll und offen geführt werden, um Konflikte zu vermeiden. Anstatt sich in negativen Gedanken zu verlieren, sollte man versuchen, die Beziehungen zu erhalten und zu pflegen.
Wie lange kann es dauern, bis Einsamkeitsgefühle nach einer Trennung weniger werden?
Dominik Bardeau: Es gibt keine festgelegte Zeit, wie lange es dauert, bis Einsamkeit nach einer Trennung weniger wird. Vieles hängt davon ab, wie die Trennung abgelaufen ist, wie stark das soziale Umfeld ist und wie resilient eine Person ist. Menschen, die schnell wieder soziale Kontakte knüpfen und neue Beziehungen aufbauen, überwinden das Gefühl der Einsamkeit oft schneller. Wer jedoch über längere Zeit isoliert bleibt, kann Gefahr laufen, in einer chronischen Einsamkeit zu verharren.
Ein Tagebuch zu führen, um die eigenen Gedanken und Gefühle zu reflektieren, kann dabei helfen, sich selbst besser zu verstehen und die Einsamkeit zu überwinden. Wenn das Gefühl der Einsamkeit länger anhält, sollte man sich überlegen, sich Unterstützung zu holen, um den Kreislauf zu durchbrechen.
Wie kann man verhindern, dass sich eine kurze Phase der Einsamkeit in eine chronische Einsamkeit entwickelt?
Dominik Bardeau: Es ist wichtig, aktiv gegen soziale Isolation vorzugehen. Wer regelmäßig soziale Kontakte pflegt und an Aktivitäten teilnimmt, bei denen man neue Leute trifft, kann verhindern, dass Einsamkeit zur Gewohnheit wird. Kulturelle oder kreative Aktivitäten sind besonders hilfreich, um sich emotional mit anderen auszutauschen und das Gefühl der Zugehörigkeit zu stärken.
Der Besuch von Kunstgalerien, Musikveranstaltungen oder Kochkursen kann nicht nur den Kopf freimachen, sondern auch die Gelegenheit bieten, neue Menschen kennenzulernen. So bleibt das Gefühl der Isolation in Schach und das Selbstbewusstsein wird gestärkt.
Wann sollte man professionelle Hilfe suchen?
Dominik Bardeau: Wenn das Gefühl der Einsamkeit nach einer Trennung zu lange anhält und den Alltag stark beeinträchtigt, kann es sinnvoll sein, sich professionelle Hilfe zu suchen. Wenn Gedanken an Selbstverletzung oder Suizid aufkommen oder die Isolation so stark wird, dass man das Gefühl hat, keinen Ausweg mehr zu sehen, ist sofortige Hilfe notwendig. Es ist wichtig, nicht zu zögern und sich Unterstützung zu holen, wenn das Gefühl überwältigend wird.
Beratungsstellen, Psychotherapeut:innen und Fachärzt:innen bieten Unterstützung, wenn das Gefühl von Traurigkeit oder Leere überhandnimmt. Es gibt auch viele Online-Plattformen, die vertrauliche Beratung anbieten. In akuten Krisensituationen sollte die Telefonseelsorge nicht zögern, kontaktiert zu werden.
Wie können Freizeit- und Freundschafts-Apps wie GemeinsamErleben dazu beitragen, die Einsamkeit nach einer Trennung zu überwinden?
Dominik Bardeau: Freizeit-Apps wie GemeinsamErleben bieten eine großartige Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen und das Gefühl der Einsamkeit nach einer Trennung zu überwinden. Die Nutzer:innen treffen auf andere, die ebenfalls Interesse an sozialen Kontakten haben und oft ähnliche Interessen teilen. Diese Apps fördern Aktivitäten wie Sport, Ausflüge oder kulturelle Events, bei denen es leichter fällt, ins Gespräch zu kommen und neue Freundschaften zu schließen.
Um die Vorteile von Freizeit-Apps zu nutzen, sollten Nutzer:innen aktiv an Veranstaltungen teilnehmen und nicht zögern, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Dies schafft nicht nur neue Verbindungen, sondern stärkt auch das Selbstbewusstsein. Freizeit-Apps sind eine hervorragende Möglichkeit, die eigene soziale Welt wieder zu erweitern und positive, neue Erfahrungen zu sammeln.
Fazit
Du fühlst dich einsam nach einer Trennung? Du bist nicht allein. Viele Menschen leiden in einer solchen Situation nicht nur emotional, sondern auch körperlich unter Stress und Einsamkeit. Von Schock über Wut bis hin zu Akzeptanz durchlebt man in dieser Zeit vieles. Die gute Nachricht: Einsamkeitsgefühle lassen sich überwinden - und vorbeugen: Soziale Kontakte, Selbstfürsorge und neue Erfahrungen helfen.
Sei offen für deine bestehenden Freund:innen und suche aktiv das Gespräch. “Aktiv werden” ist in vielerlei Hinsicht das Stichwort, denn das Wichtigste ist, aktiv in das neue Leben einzusteigen. Suche aktiv nach Freizeitaktivitäten, die dir Spaß machen und gehe von dir aus auf andere zu. Gemeinsame Aktivitäten machen es leichter, neue Leute kennen zu lernen - bei GemeinsamErleben findest du sowohl Aktivitäten als auch nette Leute in deinem Alter und in deiner Nähe. So wird Einsamkeit nicht zur Gewohnheit, sondern zur Chance, sich selbst und seine Interessen besser kennen zu lernen und gestärkt aus der Phase nach einer Trennung hervorzugehen. Wir danken Herrn Bardeau für die ausführliche Beantwortung unserer Fragen und wünschen dir alles Gute für deinen neuen Lebensabschnitt. 💐
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